Der Fußball-und-sonst-so-Thread - toll eingeritzte Hoden

Hab die Chance mal genutzt, auch für mich selbst eine kleine Trainer-Recherche zu machen. Ich lagere das mal aus dem VfB Thread aus, weil es ja generell ist.

  • In der Schweiz eskalieren die Young Boys völlig. Haben nach nur 26 Spielen schon 15 Punkte Vorsprung und ein Torverhältnis von +41, während der 2. (Servette Genf) ein Torverhältnis von -2 hat. Wtf. Coach ist Raphael Wicky (kennt man ja noch). Letztes Jahr, vor seinem Amtsantritt, waren die Young Boys noch Dritter. Er war zuvor Trainer in Chicago und beim FC Basel, wo er nach langer Meisterserie zwar nur 2. wurde, aber auch nach ihm gelang Basel keine Meisterschaft mehr. Kennt die Bundesliga, spricht die Sprache, warum nicht mal ausprobieren?

  • In Österreich ist Sturm Graz wiedererstarkt. Nach schwachen Jahren als 8. und 10. übernahm Christian Ilzer und führte das Team erst auf Platz 4 (2021/22) und dieses Jahr sogar auf Platz 2, wo der Gap zu Spitzenreiter Salzburg (3 Punkte) kleiner ist als auf den Drittplatzierten Linzer ASK (7 Punkte). Er ist mit 45 noch ein relativ junger Coach, der sich „FM-Journeyman-Karriere-like“ hochgearbeitet hat. In seiner ersten Profi-Station hat er Hartberg - damals Aufsteiger in die zweite Liga - direkt in die Bundesliga geführt. Darauf folgten eine sehr gute Saison beim Wolfsberger AC (4. Platz in der Bundesliga, damals noch die beste Platzierung des Vereins in seiner kompletten Bunedsligageschichte) und eine gute Saison bei Austria Wien (4. Platz in der Bundesliga, die beste Platzierung des Teams in den letzten 5 Jahren). Das sind 4/4 erfolgreiche Stationen, zwei davon sogar extrem erfolgreich. Sorry @GraveDigger, dass ich euren Trainer an Stuttgart verhökern mag.

  • Durch die 3. Liga pflügt Elversberg als Aufsteiger und wird vermutlich in die 2. Liga aufsteigen. 10 Punkte Vorsprung auf einen Nichtaufstiegsplatz und eine Tordifferenz von +40 (Dresden als Zweitbester hat +20). Horst Steffen ist jetzt nicht gerade ein Trainertalent mit 54 Jahren, dass er das Team von einem Viertligisten so smooth und schnell zu einem Zweitligisten machen wird, spricht aber dafür, dass er auch mal in der Bundesliga eine Chance bekommen könnte.

  • Freiburg II steht hinter Elversberg auf dem zweiten Platz, Coach ist hier der 40-jährige Thomas Stamm. Der kommt aus dem eigenen Stall und wird bestimmt nicht darauf warten, dass Streichs Stuhl frei wird. Hat das Team als Aufsteiger in die 3. Liga vor der Saison 21/22 übernommen und nun ganz vorne etabliert. Zuvor war er Coach bei den A-Junioren des SCF, die er auf Platz 4 übergeben hat, nach ihm wurden sie 8. und stehen gerade auf einem Abstiegsplatz.

  • In Norwegen coached Erling Moe Molde seit Dezember 2018 und wurde in dieser Zeit 2x Meister. Ein Achievement, dass Ole Gunnar Solskjaer in den 4 Jahren zuvor nicht erreichte (sondern das letzte mal 2012) - und der bekam immerhin eine Chance be Manchester fucking United.

  • Arne Slot von Feyenoord, der gerade auf bestem Weg ist, Ajax und PSV auf dem Weg zur Meisterschaft zu schlagen, wird schwierig zu bekommen sein. Aber ein Regal tiefer gibt’s da einen ganz interessanten „Journeyman“ Kandidaten: Maurice Steijn. In seinen 3 letzten Stationen hat er erst VVV Venlo von einem mittelmäßigen Zweitligisten zu einem Erstligisten geformt und dort 2 Jahre in Folge in der Liga gehalten, dann eine solide Saison mit NAC Breda gespielt und steht gerade mit Sparta Rotterdam auf Platz 6, was das beste Vereinsergebnis seit 1996 wäre.

  • In Belgien fallen direkt mehrere Kandidaten ins Auge. Jonas de Roeck zum Beispiel, der länger bei Anderlecht tätig war (als U21 Coach & Co-Trainer) und Westerlo erst als Meister der zweiten Liga in die Jupiler League geführt hat und dort direkt um den Einzug nach Europa spielt (7. in der Tabelle VOR Anderlecht). Und der aus seinen Jahren in Augsburg vielleicht sogar noch Deutsch kann. Oder halt Felice Mazzú, der der Wundercoach von St. Gilloise war und nach der Meisterschaft in der zweiten Liga direkt Lautern-like die Erstliga-Meisterschaft gewonnen hat. Warum zum Fick landet so ein Trainer schon kurz danach wieder bei Charleroi statt mal in einer größeren Liga eine Chance zu bekommen? Oder Wouter Vrancken, der bei seiner ersten Station als Coach von Mechelen das Team als Zweitligist übernommen hat, zum Aufstieg geführt, in der Liga relativ weit vorne etabliert (6., 8., 7.) und gerade mit Genk auf Meisterschaftskurs ist? Im Vorjahr wurde Genk übrigens noch 8.

  • In meinem „durch die Tabellen geschaut“ Post hatte ich ja noch andere genannt. Gheorge Hagi, der auf dem Weg ist, Farul Constanța zum Überracshungsmeister zu machen. Marek Papszun, der Tschenstochau in Polen vom Drittligisten zum voraussichtlichen Meister geformt hat - und das ohne ersichtlichen Money Cheat (Transferbilanz über die letzten 5 Jahre positiv, null Zugänge im Millionenbereich). Per-Mathias Högmo, der Häcken in Schweden mitten in der Saison auf dem letzten Platz übernommen hat, noch ins sichere Mittelfeld geführt hat und schon in der Folgesaison die Sensatonsmeisterschaft holte. Oder wenn man ganz tief ins Regal greifen möchte, István Szabó, der Kecskméti TE als Aufsteiger in die 2. Liga übernahm und in seinen ersten beiden Saisons erst den Durchmarsch klarmachte und nun direkt auf Kurs Vizemeisterschaft in Ungarn ist - mit dem niedrigsten Team-Marktwert der Liga (!). Natürlich keine Ahnung, ob er Englisch kann. :ronaldo:

Ich sage nicht, dass diese Trainer alle funktionieren würden, aber man hätte zumindest einen „Shot“ im Gegensatz zu Gisdol und co. Weiterhin glaube ich, dass die alle gerne die Chance Bundesliga ergreifen würden. Gisdol, Luhukay und co zu holen ist m.E. nicht „das einzige, was diesen Vereinen bleibt“ sondern einfach ein Armutszeugnis in Sachen Kreativität und Courage.

Das war jetzt eine Stunde Recherche am Schreibtisch und das für eine handvoll Ligen, ohne auch nur ein Spiel zu sehen und greift damit offensichtlich zu kurz. Aber ich denke, damit kommt raus, in welche Richtung ich denke.

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